Zwischen Kunst und Kommerz

Gepostet von am 27. September 2012

Zwischen Kunst und Kommerz

Alte Zeitungen landen normalerweise im Papiermüll. Für Julian Kirilov sind sie dagegen ein wertvoller Rohstoff. Aus Zeitungen, die teilweise mehr als 100 Jahre alt sind, alten Autoreifen, Milch- und Safttüten stellt er Taschen, Portemonnaies und allerlei Schnickschnack her.

Julian Kirilov

Gruselig dreinschauende Kuscheltiere, selbst gezimmerte Regale voll mit Umhängetaschen in jeglicher Form und Größe, Ketten aus Zeitungspapier und Ohrringe aus abgestempelten Metro-Karten. Das ist der Laden von Julian Kirilov in der Angel-Kantchev-Straße in Sofia. Vor acht Jahren hat er damit begonnen, Taschen aus alten Zeitungen zu nähen und zu verkaufen. Eine Marktlücke, wie er meint. „Die Leute haben einfach genug von den schlecht kopierten Gucci-Handtaschen“, meint der 37-Jährige, dessen Produkte zu 100 Prozent recycelt sind.

Gruseliges Kuscheltier

Den größten Raum in dem Laden nimmt seine Kollektion aus Umhängetaschen ein. Auffällig sind die vielen deutschsprachigen Titel, etwa vom Berliner Tageblatt oder aus alten Otto-Katalogen. Auch alte Schallplatten verwandelt er in Taschen. Alle seine Werke, die er mithilfe von fünf Näherinnen in Handarbeit herstellt, sind Unikate. Die Arbeit ist sehr aufwendig, so schaffen sie beispielsweise nur sieben Portemonnaies je Tag. Dafür werden die alten Zeitungen erst mit Klarsichtfolie beklebt, damit sie wasserfest werden. Die Rückseite wird mit alten Wandplakaten aus Plastik verstärkt. Bei der Verarbeitung komme es auf viel Handgeschick an – die alten Zeitungen seien sehr empfindlich.

Taschen aus Schallplatten, Zeitungen und Werbekatalogen

Die Idee dazu kam Kirilov, der den Laden mit seinem Bruder betreibt, vor mehr als acht Jahren auf einer Designermesse in Barcelona. Künstler stellten dort ähnliche Taschen aus alten Stoffen aus. Das Prinzip Neues aus recycelten Stoffen zu produzieren, habe ihn fasziniert. An die Zeitungen kommt Kirilov über Entrümpelungen oder auf einen Flohmarkt im Bezirk Serdika.

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Sein ältestes Schmuckstück ist von 1860: ein 500-seitiger Modekatalog von Bon Maché aus Frankreich und Briefe von einzelnen Zaren Bulgariens.

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Bisher kann sich Kirilov aber noch nicht entscheiden, die Briefe zu benutzen. Vielleicht gibt er sie auch an ein Museum ab.

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