Wir sehen nur wenige Menschen auf der Straße. An deren Rändern finden wir häufig verlassene und verfallende Häuser. Gestrüpp erobert die früheren Gärten von Menschen, die hier nicht mehr wohnen. Viele Dörfer in Bulgarien vereinsamen.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor mehr als zwei Jahrzehnten wurden die wirtschaftlichen Strukturen in den ehemaligen Ostblockstaaten grundlegend umgewälzt. Auch in Bulgarien gingen die alten Industrien unter. Auf dem Land hat sich die Wirtschaft meist bis heute nicht erholt. Vor allem die jungen Menschen zieht es deswegen von dort weg.
Vielen Schul- und Universitätsabgängern fehlen Perspektiven in ihrer Heimat. Auch wenn die Wirtschaft Bulgariens trotz der aktuellen europaweiten Krise recht solide dasteht, genügend gut bezahlte Jobs gibt es nicht. Besonders auf dem Land fehlen sie. Die jungen Menschen sehen deswegen oft keine andere Möglichkeit, als Bulgarien den Rücken zu kehren, obwohl sie ihrer Heimat sehr verbunden sind.
In dieser Reportage könnt Ihr unseren Besuch in einem stetig schwindenden Dorf im Nordwesten Bulgariens nachhören:
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Die Städte profitieren
Während die Menschen auf dem Land weniger werden und ganze Dörfer auszusterben drohen, profitieren die Städte. So hat sich die Einwohnerzahl Sofias seit 1990 rasant auf 1,3 Millionen verdoppelt. Die Menschen zieht es in die Städte.
Bulgarien hat seit 1990 viele Einwohner verloren. Denn wer nicht in die Stadt geht, geht ins Ausland. Dazu hat das Land eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa. 8,3 Millionen Menschen lebten hier, als der Eiserne Vorhang fiel. Inzwischen sind es nur noch rund sieben Millionen. Das bulgarische Außenministerium schätzt, dass zwei Millionen Bulgaren im Ausland leben, die meisten von ihnen in der Türkei, Griechenland und den USA. In Deutschland seien es rund 75 000 Bulgaren.
Von der Regierung bis zu den Bürgermeistern in den kleinen Dörfern – die Politiker hoffen, dass Bulgarien nachhaltiges Wachstum generieren kann. Sonst, das wissen sie, werden die Menschen nicht zurückkommen.