Die Länder

Bulgarien? Rumänien? Wo war das gleich? Hier findet ihr Daten, Fakten und Wissenswertes zu unseren beiden Zielländern.

Rumänien

Rumänien – geografisch

Mit ein bisschen Fantasie sieht Rumänien aus wie eine Flunder. Ihre Schwanzflosse liegt im Osten im Schwarzen Meer, ihr Maul knabbert im Westen an Ungarn und Serbien. Ihr Bauch reicht bis an die Donau, den Grenzfluss zu Bulgarien. Bis nach Deutschland müsste sie gut 1.100km weit schwimmen. Hier die wichtigsten Daten und Fakten in Kürze:

Rumänien ist mit 238.390km² drei Mal so groß wie Österreich. Etwa ein Drittel des Landes ist mit Gebirgen bedeckt, der Karpatenbogen im Zentrum des Landes gilt als die Wirbelsäule Rumäniens. Der wichtigste Fluss ist die Donau, die ihre längste Strecke (1075km) auf rumänischem Boden zurücklegt und schließlich ins Schwarze Meer mündet.

Die Hauptstadt Bukarest liegt etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Mailand, die nordöstlichste Stadt Iași auf gleicher Höhe wie München. Rumänien ist in acht Regionen gegliedert: Banat, Crisana, Maramures, Moldau, Dobrudscha, Muntenien (kleine Walachei), Oltenien (große Walachei) und Transsylvanien (Siebenbürgen).

Rumänien ist reich an Bodenschätzen wie Erdöl, Erdgas, Steinkohle und Silber, in der Landwirtschaft gilt vor allem die nährstoffreiche “Schwarzerde” als Alleinstellungsmerkmal. Wichtige Wirtschaftszweige sind neben der Landwirtschaft die Industrie und der Dienstleistungssektor.

Obwohl sich Rumänien von der Finanzkrise 2009 weitgehend erholt hat, ist das Land stark von der europäischen Wirtschaftslage abhängig, da in EU-Länder 55% der Exporte gehen und 80% der Direktinvestitionen aus der EU kommen. Wegen niedriger Lohnkosten und Steuern ist Rumänien bei ausländischen Investoren beliebt. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,1%, das durchschnittliche Netto-Monatseinkommen bei 345€. Rumänien hat den zweitniedrigsten Mindestlohn in der EU, er liegt 2012 bei ca. 160€.

Die rumänische Währung ist der „Leu“ (RON). Ein Euro entspricht derzeit ca. 4,56 RON. Die jährliche Inflationsrate sank im April 2012 auf ein Rekordtief von 2,4%, dem niedrigsten Wert seit 20 Jahren. Bis Ende 2012 liegt die Prognose bei rund 3,2%.

(Quellen: Auswärtiges Amt, EuroStat, ADZ.ro).

Entwicklung des BIP in Rumänien (Quelle: Eurostat, Stand: 18.06.12)

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 wurde Rumänien zur repräsentativen parlamentarischen Demokratie. Die staatlichen Strukturen sind an das französische System angelehnt. Die politische Lage ist derzeit sehr angespannt. Gegen das Staatsoberhaupt Traian Băsescu, der seit 2004 Präsident ist, wurde im Juli 2012 von Ministerpräsident Victor Ponta ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet, was allerdings Ende Juli an der Volksabstimmung scheiterte. Ponta selbst ist erst seit Mai 2012 im Amt, er bildet eine Koalitionsregierung aus den Parteien des bisherigen Oppositionsbündnisses USL: PSD (Liberaldemokraten), Nationalliberale Partei (PNL) und Konservative Partei (PC). Die EU reagierte auf Pontas Versuch, Băsescu zu entmachten, mit scharfer Kritik. Sie befürchtet, dass die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet ist, da Ponta per Eilverordnung die Rechte des Verfassungsgerichtes zur Überprüfung von Parlamentsbeschlüssen eingeschränkt hatte. Dies nahm er auf Anweisung aus Brüssel zurück. Wie der Machtkampf zwischen Ponta und Băsescu weitergeht, entscheidet sich bei den Parlamentswahlen im November. (Quellen: Auswärtiges Amt, ZEIT online, tagesschau.de, derstandard.at)

Rumänien ist seit dem 1. Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union. Zur Vorbereitung auf den Beitritt erhielt Rumänien von 1990-2006 knapp 7 Milliarden Euro. Auch seit dem EU-Beitritt erhält Rumänien weiterhin Unterstützung durch die EU, u.a. für die Entwicklung der Landwirtschaft.

In ihrem letzten Fortschrittsbericht vom 20. Juli 2012 erkannte die EU-Kommission Fortschritte bei Justizreform und Gesetzgebung in Rumänien an, forderte aber weitere Anstrengungen bei Korruptionsbekämpfung und zeigte sich besorgt über die aktuellen politischen Entwicklungen.

(Quelle: Auswärtiges Amt)

In Rumänien leben laut der letzten Volkszählung 2011 rund 19 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen in Städten, Tendenz steigend. Rund 89% der Bevölkerung ist rumänischer Abstammung. Die größten ethnischen Minderheiten sind Ungarn (6,5%), Roma (3,2%), Ukrainer und Deutsche.

Die deutsche Minderheit macht heute nur noch 0,3% der Gesamtbevölkerung aus, was u.a. der Emigrationswelle nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes geschuldet ist. Der größte Teil der deutschsprachigen Bevölkerung setzt sich aus Siebenbürger Sachsen und die Banater Schwaben zusammen. Mehr zur Geschichte der deutschen Minderheit in Rumänien gibt es hier.

(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Hilke Gerdes Rumänien)

Bulgarien

Bulgarien – geografisch

Thraker, Makedonen, Römer, Slawen, Osmanen – alle hinterließen Spuren in den beeindruckenden Landschaften Bulgariens. Das Land besteht aus Sofia und dem Rest, sagen die Einheimischen mit einem Augenzwinkern. Bulgarien mag das ärmste Land der EU sein, aber auch hochspannend. An dieser Stelle kann man nur mit dem Kopf schütteln. Denn in Bulgarien bedeutet das “Ja”. Hier die wichtigsten Daten und Fakten in Kürze:

Mit mehr als 110.994 Quadratkilometern erstreckt sich Bulgarien im Südosten Europas. In zwei Himmelsrichtungen ist das gebirgige Land von Wasser umgeben: Im Norden zu Rumänien mit der Donau und im Osten liegt das Schwarze Meer mit seiner „Goldstrandküste“.

Das Land ist vom Balkangebirge in Zentralbulgarien und den Rhodopen im Süden durchzogen. Klaffende Gebirgszüge wechseln sich mit Weinbergen und fruchtbaren Tälern ab. Im Süden grenzt Bulgarien an die Türkei und Griechenland. Seine westlichen Nachbarn sind Serbien und Mazedonien.

Politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum ist die Hauptstadt Sofia mit ihren 1,2 Millionen Einwohnern. Gefolgt vom südbulgarischen Plovdiv und den Küstenstädten Burgas und Varna.

Bulgarien ist zwar das ärmste Land der EU, hat aber auch positive Zahlen zu bieten. So lag die Verschuldung im August 2011 nur bei 15,3 Prozent des BIP, das 2010 insgesamt bei 36 Milliarden Euro lag. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei über 80 Prozent Verschuldung. Bulgarien macht auch in der Krise weniger Schulden, als die meisten anderen Länder (2011 waren es 2,1 Prozent des BIP). Das Land fährt einen strikten Sparkurs, vor allem im öffentlichen Dienst wurde gekürzt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei elf Prozent. Das durchschnittliche Einkommen von Arbeitnehmern beträgt offiziell nur 372 Euro (ein Drittel des EU-Durchschnitts).

Bulgariens wichtigster Handelspartner ist Deutschland, knapp vor Russland. Hauptexportprodukte sind unter anderem chemische Produkte, Nahrungsmittel, Rohmetall- und Stahlprodukte.

Die bulgarische Währung ist der „Lev“ (1 EUR=1,95583 Leva). Die Währung ist relativ stabil, auch wegen der soliden Staatsfinanzen. Bulgarien musste, anders als beispielsweise Ungarn, keine Hilfen vom Internationalen Währungsfonds beantragen. (Quelle: Auswärtiges Amt)

Der aktuelle Ministerpräsident Bulgariens ist Bojko Borissow, ehemaliger Bürgermeister der Hauptstadt Sofia, Generalleutnant und ehemaliger Nationaltrainer im Karate. 2009 siegte Borissows konservative Partei „Bürger für eine europäische Entwicklung Bulgariens“ (GERB) bei der Parlamentswahl und stellt seitdem eine Minderheitsregierung.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion und dem erzwungenen Rücktritt Todor Schiwkows, der mehr als vier Jahrzehnte an der Spitze der Bulgarischen Kommunistischen Partei (BKP) stand, hat sich das Land politisch und wirtschaftlich mehr gen Westen orientiert. Die BKP schlug ab 1990 einen sozialdemokratischen Kurs ein und benannte sich in „Bulgarische Sozialistische Partei“ (BSP) um. Sie stellte 1990, 1995-1997 und 2005-2009 den Regierungschef.

Von 2001 bis 2005 führte die liberale Partei “Nationale Bewegung für Stabilität und Fortschritt” (früher „Nationale Bewegung Simeon der Zweite“) die Regierung an, in einer Koalition mit der türkischen Minderheitspartei DPS. Ihr bekanntester Vertreter ist Simeon Sakskoburggotskis (auch Simeon II.), der Ministerpräsident wurde. Er war von 1943 bis 1946 der letzte Zar Bulgariens.

Bulgarien ist seit dem 1. Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union. Es setzt sich seitdem für eine weitere Ausdehnung der Staatengemeinschaft ein. Die baldige Aufnahme Kroatiens in die EU wird sehr begrüßt, die Verleihung des Kandidatenstatus an Serbien wurde stark befürwortet.

Im Zusammenhang mit dem Beitritt wurden wiederholt Probleme mit Korruption und organisierter Kriminalität angesprochen. Bulgarien hat inzwischen einen Gerichtshof geschaffen, der sich speziell mit diesen Themen beschäftigen soll. Der aktuelle Bericht der EU-Kommission vom Juli 2012 spricht von Fortschritten in diesem Bereich.

Seit mehr als 20 Jahren sinkt die Bevölkerungsanzahl in Bulgarien. Von 1990 bis 2011 schrumpfte die Bevölkerung um mehr als 15 Prozent. Gleichzeitig mit dieser Entwicklung ging eine Landflucht einher, sodass inzwischen mehr als 70 Prozent aller Bulgaren in Städten wohnen. Der Volkszählung 2011 zufolge sind 85 Prozent der Einwohner Bulgaren. Größte ethnische Minderheit sind die meist im Süd- und Nordosten Bulgariens lebenden Pomaken und Türken mit 8,8 Prozent, zudem gibt es Roma (offiziell 4,9 Prozent).

Die Lebenserwartung ist in Bulgarien in den vergangenen Jahren gestiegen, Frauen werden durchschnittlich 77,4 Jahre alt, Männer 70 Jahre.

Der Treffpunkt

Treffpunkt auf der Donaubrücke nach 4 Wochen

Rumänien und Bulgarien liegen beide an der Donau, die gleichzeitig der Grenzfluss zwischen den beiden Ländern ist. Obwohl sie 608km gemeinsame Grenze haben, gibt es bisher nur eine einzige Brücke zwischen den beiden Ländern, zwischen Ruse und Giurgiu. Das hemmt nicht nur Verkehr und Wirtschaft, sondern auch das Zusammentreffen der Menschen. Jetzt wird mit EU-Geldern eine neue, moderne Brücke im Nordwesten Bulgariens bzw. Südwesten Rumänien (Vidin-Calefat) gebaut, die nächstes Jahr fertig werden soll. So lange können wir natürlich nicht warten – unsere Teams treffen sich am Ende unserer vierwöchigen Reise auf der alten Brücke – wenn alles gut geht!