Was dem Ungarn sein Palinka und dem Türken sein Raki, ist dem Bulgaren sein Rakija. Wie in den anderen Ländern wird auch hier darauf geschworen, dass der Obstschnaps eine Erfindung der eigenen Vorfahren ist. Er wird oft privat gebrannt. Eine Tradition, die langsam verblasst.
Eigentlich war der Europäischen Union das private Brennen von Rakija ein Dorn im Auge. Als Bulgarien 2007 beitrat, sollte es eigentlich ein Ende haben. Rund 1300 private Brennereien waren damals registriert. Doch Bulgarien wehrte sich und so ist die private Herstellung bis heute erlaubt. Es sind vor allem die älteren Menschen, die die Tradition pflegen. Die Jüngeren zieht es vom Land in die Städte. Denn dort können sie studieren und es gibt mehr Arbeitsplätze.
Wir haben zwei private Schnapsbrenner besucht. Die Reportage vom Besuch im Haus der Scheidung gibt es hier zu hören:
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Es gibt weiter Bestrebungen, das private Brennen von Rakija zu verbieten. Viele der kleinen Hersteller vermuten dahinter weniger die EU als mehr die großen Industriellen. Denn für sie stellt es eine Konkurrenz dar, wenn die Menschen auf den Dörfern selbst brennen. Statt im Supermarkt kaufen sie das Nationalgetränk lieber beim Nachbarn. Die großen Hersteller führen Qualitäts- und Reinheitsargumente ins Feld. Die privaten sind dagegen der Meinung, ihr Schnaps sei besser, weil er natürlich und ohne Zusatzstoffe hergestellt werde.
Bulgarien will den Rakija von der EU als „traditionelles Produkt“ anerkennen lassen. Das würde der Herstellung des Schnapses internationale Anerkennung, Subventionen und weniger steuerliche Aufschläge bringen. Die Frage bleibt jedoch, wie lange das private Brennen dabei noch eine Rolle spielen wird. Janaki Gradew und Kiro Kirow, die beiden Brenner, die wir besucht haben, wissen beispielsweise noch nicht, ob ihre Kinder die Tradition fortführen werden.