Russland unter Putin ist in weiten Teilen der EU nicht sonderlich gut gelitten. Viele Bulgaren dagegen fühlen sich zumindest dem russischen Volk verbunden. Der Grund dafür liegt mehr als 120 Jahre zurück, ist aber zentraler Fixpunkt der Geschichte des Landes. Am Shipka-Pass erinnern sich die Bulgaren, wem sie ihre Freiheit verdanken – den Russen.
Im April 1876 initiierten bulgarische Patrioten nach 500 Jahren osmanischer Herrschaft einen Aufstand gegen die Besatzer. Dessen blutige Niederschlagung führte zur Kriegserklärung Russlands an die Türken im folgenden Jahr. Die Armee des Zaren überschritt das Balkangebirge und eroberte wichtige Städte, wurde dann aber zurückgeworfen und verschanzte sich auf dem strategisch wichtigen Shipkapass. Der wurde unter hohen Verlusten gehalten, ein moralischer und strategischer Sieg, der als ein entscheidender Wendepunkt des Krieges gilt. An dessen Ende erlangte Bulgarien am 3. März 1878 durch den Friedensvertrag von San Stefano seine Freiheit.
Einen Beitrag zum Besuch auf Shipka-Pass und den Beziehungen Bulgariens zu Russland hört ihr hier:
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Bulgarisch-russischen Großprojekte scheinen in den letzten Jahren vor allem eines zu bedeuten: Probleme und Scheitern. So sollten russische Firmen ein neues Atomkraftwerk bei Belene im Norden Bulgariens bauen. Der Bau hatte bereits begonnen, doch es fehlte an privaten Geldgebern, deswegen wurde er abgebrochen. Derzeit gibt es einen Rechtsstreit um die Kosten. Die russische Atomholding will eine Milliarde Euro als Entschädigung.
Der Plan für eine Erdölleitung von Burgas zum griechischen Alexandroupolis an der Ägäis wurde ebenfalls aufgegeben, aus ökologischen Gründen. Bulgarien versucht, sich mit anderen Ländern zu vernetzen, um bei Gas unabhängiger von Russland zu werden. Besondere Hoffnungen wecken Gasvorkommen vor der eigenen Schwarzmeerküste. Eine Ausschreibung für die Förderung läuft.
Geplant ist auch die sogenannte South-Stream-Pipeline unter dem Schwarzen Meer, über die Erdgas transportiert werden soll. Bulgarien wäre dann unabhängiger, wenn es wieder einmal Streit zwischen Russland und der Ukraine geben sollte. Doch es hapert bei der Finanzierung. Russland sondiert derzeit, ob die Linie auch über Rumänien gebaut werden könnte.