Heimkehr

Gepostet von am 23. September 2012

Heimkehr

Nach Schätzungen des bulgarischen Außenministeriums leben derzeit rund zwei Millionen Bulgaren im Ausland. Sie haben ihrem Land den Rücken gekehrt und haben ihr Glück woanders gesucht. Doch es gibt auch Menschen, die es zurück in ihre Heimat zieht. Was treibt sie an, wieder nach Hause zu kommen? Eine kleine Portraitreihe.

Dimitar Ivanov, 25, Jungunternehmer, Plovdiv, Bulgarien

Schrill klingelt das kleine Mobiltelefon von Dimitar Ivanov. Es sei seine Oma, meint der bärtige 25-Jährige und lächelt. So leicht kann er erst seit rund einem Jahr wieder mit seiner Familie telefonieren. Zuvor hat er fünf Jahre lang in Tokio und Kobe studiert, das sind sechs Stunden Zeitunterschied. Seine Eltern hätten ihn damals geraten, sich um ein Stipendium der japanischen Regierung für ein Studium in Jura und Japanologie zu bewerben. Ein Auslandsstudium sei besser als eines in seiner Heimat. Mit 19 Jahren habe er noch viel auf seine Eltern gehört und so sei er mehr als 9.000 Kilometer weggezogen. Das erste Jahr habe ihm noch gefallen:

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Dimitar Ivanov entschied, nach Bulgarien zurückzukommen und ein kleines Unternehmen zu gründen. Er sagt, er fühle den Unternehmer in sich und so startete er vor rund einem Jahr eine Franchise-Filiale eines Hot-Dog-Unternehmens in Plovdiv. Ivanow hat ehrgeizige Ziele und möchte ein internationales Unternehmen daraus machen, doch für den Start sei Bulgarien das beste Land wegen geringer Steuern und geringer Lohnkosten.

Ivanov ist einer von vielen jungen Bulgaren, die im Ausland studiert haben. Dem Verband der privaten Hochschulen in Bulgarien zufolge studieren derzeit rund 80.000 Bulgaren im Ausland. Die Vorsitzende des Verbandes Prof. Anna Nedjalkowa meint, rund die Hälfte aller Studienbewerber in Bulgarien bewerben sich dieses Jahr außerhalb ihrer Heimat.

Eine laue Spätsommernacht in der Sofioter Innenstadt. Hinter dem Kulturpalast in einer angesagten Kneipe trifft sich der Stammtisch der Deutschsprachigen. Darunter sind neben Praktikanten an der deutschen Botschaft und einem Deutschlehrer auch viele Bulgaren, die jahrelang in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gelebt haben.

Der hochgewachsene Peter Petrov ist seit rund acht Jahren wieder in Sofia. Zuvor hat er Architektur in Wien studiert. Sein Vater hätte ihm das empfohlen. Als er seinen Abschluss hatte, ging Petrov wieder nach Bulgarien, weil er dort bessere Berufseinstiegschancen sah. Anders als seine Wiener Kommilitonen bekam er wegen des damaligen Baubooms in Bulgarien schnell große Aufträge. Der Neuanfang in Bulgarien sei ihm nach fünf Jahren in Wien jedoch nicht leicht gefallen:

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Elisabeta Tzvetova

Der Neuanfang in Bulgarien fiel der Europawissenschaftlerin Elisabeta Tzvetkova dagegen leichter als gedacht. Sie arbeitet heute für eine politische Stiftung in Sofia. Die 30-jährige Sofioterin hat zuvor in Tübingen einen Master in Friedensforschung absolviert. In Deutschland zu studieren sei für sie damals auch gut gewesen, weil sie keine Studiengebühren zahlen musste. Doch für sie ist das Auslandsstudium vor allem wichtig gewesen, um später bessere Karrierechancen in ihrer Heimat zu haben.

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Der aktuellen Sozialerhebung des deutschen Studierendenwerkes zufolge waren 2009 rund fünf Prozent der „Bildungsausländer“, wie es bürokratisch heißt, aus Bulgarien. Sie sind damit die viertgrößte Gruppe nach Chinesen, Russen und Polen.

Ihre Ausbildung hat Ani Spassova auch in Deutschland gemacht. Zwölf Jahre lang arbeitete sie in Düsseldorf.

Ani Spassova

Zuerst sei sie zu ihrem Onkel gezogen, um Deutsch zu lernen. Danach begann sie eine Ausbildung als Industriekauffrau und wurde in dem Betrieb übernommen. Sie sagt, sie liebe Deutschland. Deshalb hat sie vor drei Jahren ihre gesamte Wohnungseinrichtung aus Düsseldorf mitgenommen und hat so ihre eigenen „deutsche Welt“. Doch es sei nicht immer einfach zwischen zwei Kulturen zu leben:

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